Peter Schünemann, geboren am 25.l4.1930 in Hamburg, war Verlagsbuchhändler und Verlagslektor in München. In den 1960er Jahren wurden seine ersten Hörspiele ausgestrahlt; ab 1980 verfasste er literaturgeschichtliche Sendereihen für den Rundfunk. Im selben Jahr erschien als erste literarische Publikation ein Band mit Erzählungen; im Anschluss hat Schünemann neben einer Reihe von Autorenmonografien auch fiktionalisierte Dichterporträts veröffentlicht. Von 1993 bis 2013 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er lebte als freier Schriftsteller in Otterndorf in Niedersachsen und zuletzt wieder in Hamburg, wo er am 1. 2. 2022 starb.
* 25. April 1930
von Angela Schader
Essay
Peter Schünemanns gedrucktes Werk beansprucht wenig Raum. Wenige Sammlungen mit Erzählungen, etliche dokumentarische Autorenporträts, aus „erdachten Szenen“ gefügte Dichterbiografien; schmale Bände, offenbar zögernd an die Öffentlichkeit gegeben. Darin jedoch, in dichter Sprache verwahrt: ein Weltbild, das dechiffriert werden muss wie ein Fotonegativ, entstanden aus vielfältigen Überblendungen von Geistesgeschichte und Einzelschicksal. Deutlich reflektiert es auch die Präsenz des Autors – der doch gleichzeitig, und unter dem Gesetz derselben Optik, hinter die Darstellung zurücktritt: „Man ermittle die Bilder nicht mehr, sondern reihe die tausend Spiegel aneinander, in denen sie sich gebrochen hätten, durchschneide die abertausend Augäpfel, die auf ihren Ursprung gestarrt, ihn gemalt, in ...